Rügen, Russland und Bujan (Buyan), Teil II: Ein „Hummelflug“ in die Geschichte


Holger Vonberg ist gebürtiger und bekennender Rüganer. Sein Berufswunsch als Zweijähriger: „Urlauber Baabe“. Das hat nicht ganz geklappt. Ab 1991 war er als Journalist u. a. für den NDR, die OZ und den „Urlaubs-Lotsen“ auf der Insel unterwegs. Bis März... mehr

In jedem Märchen stecken bekanntlich immer glitzernde Fünkchen von Fantasie, Weisheit und Wahrheit. Darum sei diese Frage hier erlaubt: Ist Rügen wirklich die Insel Bujan, die in der slawischen Mythologie auch als Insel Buyan auftaucht? Zu finden ist dieses Eiland auch in einem Märchen von Puschkin. Das wurde auch verfilmt und zählt heute zu den Märchenklassikern der russischen Filmgeschichte, das „Märchen vom Zaren Saltan“ von 1966, neun Jahre später erstmals im DDR-Fernsehen gezeigt. Auch der russische Komponist Nikolai Andrejewitsch Rimski-Korsakow hat sich dieses Themas angenommen – in einer Oper. Das bekannteste Musikstück daraus ist der „Hummelflug“, eine furiose Komposition, an der sich schon so mancher Musiker versucht hat. Der Star-Geiger David Garret ist mit dem „Hummelflug“ im Guinness-Buch der Rekorde gelandet. Er spielte das Stück in 65 Sekunden. Das war 2008.

Im Mai 2013 habe ich den jungen Litauer Algirdas Benitis in Palanga getroffen. Auch er kannte den „Hummelflug“, konnte ihn frei aus dem Gedächtnis auf seinem Akkordeon spielen. Und nun kommt´s: Er war dabei sogar schneller als David Garret auf der Violine und nur ein bisschen langsamer als der aktuelle Weltrekordhalter Prof. Jörg Wachsmuth auf der Riesentuba.

Algirdas schaffte den „Hummelflug“ in 60 Sekunden, das wären, sollte er tatsächlich sauber durchgekommen sein, 720 Sechzehntelnoten in 60 Sekunden, umgerechnet 12 Noten pro Sekunde!

Algirdas dürfte inzwischen die Hauptschule „Vlado Jurgucio“ verlassen haben. Seine „Minuten-Hummel“ durfte ich damals mit meinem mp3-Recorder „konservieren“. Wer die Noten mitzählen will – bitte schön:

O-Ton Algirdas aus Litauen spielt den Hummelflug

Alexander Puschkin hat das „Märchen vom Zaren Saltan“ 1832 in Versform geschrieben. Darin erzählt er von der Insel Bujan, auf der Zar Saltan herrscht und auf einem goldenen Thron sitzt. Er empfängt Seeleute, die unter anderem mit Hengsten vom Don, mit Pelzen und „verbotenen Waren“ gehandelt haben, während sein Sohn und die Zarin auf einer anderen Insel als „Fass-Brüchige“ gestrandet sind.

 

Könnte Rügen nun tatsächlich Puschkins Insel Bujan sein?
Seit der Steinzeit ist Rügen besiedelt. Die mächtigen Großsteingräber sind stumme Zeigen jener Epoche. Vor ca. 2016 Jahren lebte der ostgermanische Stamm der Rugier in dieser Region. Im 7. Jahrhundert errichteten schließlich die westslawischen Ranen, die Rujanen, zwischen der Recknitz und dem Ryck ein Reich, das in den nächsten Jahrhunderten großen Einfluss im Ostseeraum gewinnen sollte.

Weit über die Grenzen des Reiches hinaus bekannt wurde die Tempelburg Arkona, wo Swantevit, der „Gott der Götter des slawischen Olymp“ von den Westslawen verehrt wurde, wie der Archäologe Fred Ruchhöft in seinem Buch „Die Burg am Kap Arkona – Götter, Macht und Mythos“ schreibt.

Zu den Funden, die die Archäologen im slawischen Burgwall von Arkona geborgen haben, zählen Messer und Waffen. Perlen und Münzen, die sogar aus dem arabischen Raum stammen, zeugen von den Handelswegen, die im 9. und 10. Jahrhundert auch Rügens Norden tangierten.

(siehe auch unser Blogbeitrag http://wirsindinsel.de/2014/07/04/die-burg-kap-arkona-goetter-macht-und-mythos/)

 

Die Insel Rügen und ihre Geheimnisse. Können sie gelüftet werden? Mit diesem Thema beschäftigt sich in wenigen Wochen auch ein russisches Fernsehteam. Und die Inselexperten werden hautnah dabei sein.

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