Vier auf einen Streich – neue Ausstellungen auf Rügen


Holger Vonberg ist gebürtiger und bekennender Rüganer. Sein Berufswunsch als Zweijähriger: „Urlauber Baabe“. Das hat nicht ganz geklappt. Ab 1991 war er als Journalist u. a. für den NDR, die OZ und den „Urlaubs-Lotsen“ auf der Insel unterwegs. Bis März... mehr

Gleich vier Ausstellungen werden in diesen Tagen auf Rügen eröffnet. Den Auftakt gibt es in der Galerie Hartwich in der Selliner Schulstraße am Freitag, dem 21. November, um 20 Uhr.

Knut Hartwich zeigt Arbeiten von Mike Strauch.
  Es ist die vierte Einzelausstellung von dem Künstler aus Mecklenburg im Ostseebad Sellin. Mike Strauch wurde 1966 geboren, studierte gleich nach der Wende an der Hochschule für bildende Kunst in Dresden Malerei und Grafik. Über Stipendien kam er unter anderem nach Italien und in die USA, um dort künstlerisch zu arbeiten.

Nach Schloss Plüschow und der Kunsthalle Kühlungsborn sind seine aktuelle Werke über den Jahreswechsel bis zum 25. Januar in Sellin zu sehen. „Strauch behandelt Fragen, die auf das menschliche Verlangen nach Geborgenheit zielen und nach einem scheinbar heruntergekommenen allgemeinen Schönheitssinn. Spannend sind die Bilder, weil sich das wohlstandsverwahrloste Gespür für Proportion beißt mit der Delikatesse der Malerei. Sogar der Zufall, jede einsame Farbnase, jeder Wischer sind genau abgestimmt auf das malerische Ganze. Mike Strauch arbeitet am ästhetisch ausbalancierten Bild, verführerisch und unausweichlich in seiner Wirkungsmacht“, so Christoph Tannert aus Berlin.

Neue „Einblicke“ vermittelt das Atelier ROTKLEE in Putbus.
  An Sonnabend wird am Circus 2b um 17 Uhr die fünfte und letzte Ausstellung dieses Jahres mit Werken von Egon Arnold, Günther Haußmann, Walter G. Goes und Frank Otto Sperlich eröffnet. Als Gast ist der Berliner Künstler Rainer Görß, Jahrgang 1960, dabei, auch mit einem aktuellen Foto einer Kunstaktion zum Tag des Mauerfalls. Görß – komplett in Schwarz gehüllt – mit einem schwarzen Schild zwischen zwei weißen Ballons, die Teil der Mauer-Licht-Installation in Berlin waren. Er nennt das provokante Bild „Die Quadratur des Kreises“. Durch seine spektakulären künstlerischen Beiträge habe er auch international Bedeutung erlangt, wie Walter G. Goes sagt.

Egon Arnold stellt einen vielseitigen Kunst-Mix vor, neu arrangierte Bildfolgen, die in dieser Zusammenstellung plötzliche einen anderen Sinn ergeben, den „Zug der Narren“, eingebettet in eine reduzierte Landschaft. Auf seinem Narrenzug fahren Habgier, Raserei und Dummheit, Sucht und Krieg in den Abgrund.

Dem nähert sich auch die „Barke der Sirene“ von Goes, Objektkunst mit Hintersinn. Scheinbar zusammenhanglose Fundstücke werden auf dieser Barke plötzlich zu einem dreidimensionalen Bild „einer sich in Auflösung befindlichen Welt, die kaum noch um Zusammenhänge ringt“. Die Barke als Arche Noah.

Überraschend sind zwei Ready-Mades, also vorgefundene Objekte, die nicht weiter bearbeitet wurden. Für den einen Betrachter ist es beispielsweise ein Stück Holz mit Spuren zweier rostiger Nägel, für den Künstler ist es eine Hommage an den großen Expressionisten Alexej von Jawlensky.

Genial einfach. Und einfach genial.
  Goes zeigt neben weiterer zeitkritischer Objektkunst auch Originalzeichnungen aus seiner Diplomarbeit von 1979, die er dem großen Dichter Georg Trakl gewidmet hat, während Frank Otto Sperlich sich mit seinen Bildern vor dem Kultmusiker Jimi Hendrix verneigt. „Rock’n Roll will never die“, sagt er. „Das ist der Soundtrack meiner Jugend, eine Explosion in Farbe und Musik. Kein Ende ohne immer wieder ein neues Wagnis“, wie es Sperlich in Worte fasst. Wie ein roter Faden zieht sich dieses Wagnis durch die gesamte Ausstellung.

Um „Das Wort“ geht es unter anderem in der Installation von Günther Haußmann, „die sich zentralen Aspekten der menschlichen Existenz widmet: Glaube und Religion, Wissen und Weisheit, Kunst und Kultur, Wissenschaft und Technik. Die neue Ausstellung: ein gut geschnürtes Gesamtpaket zum Entdecken und Nachdenken.

Den dritten und vierten Paukenschlag
  gibt es am Sonnabend ab 18 Uhr im Kronprinzenpalais am Circus Nummer 1 mit der Eröffnung zweier Ausstellungen, künstlerisch begleitet von der Galeristin Susanne Burmester, die sich für die freundliche Unterstützung bei der DKB Stiftung für gesellschaftliches Engagement bedankt.

„Wismarer Reflexe, 10 Jahre Fippinger“ heißt jene Exposition, die fotografische Arbeiten von Studierenden und Absolventen der Hochschule Wismar, Fakultät Gestaltung, zeigt. Seit nunmehr zehn Jahren lehrt Prof. Olaf Fippinger dort das Fach Fotografie. Das Ergebnis, so der Hamburger Autor Carsten Klook: „Zusammengescharrtes Traumlaub und trockene Obsessionen“. Hieraus entwickle sich für ihn und für uns, dass „Rollladen aus Zeit von Klammern der Parzellensucht zusammengehalten werden“, wie er schreibt.

Zeitgleich öffnen sich auch die Türen zur Ausstellung „Nándor Angstenberger, KHOM“, wobei das KHOM eine Wortschöpfung des Künstlers ist, der Name für einen guten Geist, den er aus Papier, Plaste, Holzleisten und Styropor geschaffen hat. In seiner Kunst setzt Angstenberger, geboren 1970 in Novi Sad (Ungarn), auf die Farbe Weiß in all ihren Nuancen, wie auf einem Bild, das er aus Fragmenten weißer Magazinseiten zusammengepuzzelt hat.

Ein gern akzeptierter Zufall,
  dass er ausgerechnet in der weißen Stadt Putbus seine konzeptionelle Rauminstallation zeigt, auf der Insel Rügen mit ihren weißen Villen im Stile der Bäderarchitektur und mit ihrem Wahrzeichen, den Kreidefelsen. „Das Weiß braucht Akzente“, sagt er und verleiht einigen filigranen Kunstwerken einen Hauch von Gelb, Blau oder Schwarz. Ist das für ihn der erste Schritt, Farbe zu bekennen? „Wer weiß“, sagt er und befestigt ein weiteres überwiegend weißes Objekt, das einem Schiff ähnelt, an der Wand. Das sei Moa, ein ausgestorbener neuseeländischer Laufvogel. . .

Ab 19 Uhr lädt Bjørn Børg im Gewölbekeller des Kronprinzenpalais zur Music-Lounge ein.

Mit der Kunst durch den Winter. Das Atelier ROTKLEE ist bis zum 11. Januar 2015 immer donnerstags bis sonntags von 13 bis 18 Uhr geöffnet.

Weitere Informationen zu den Öffnungszeiten der Galerien und Ausstellungen:

www.galerie-hartwich.de

www.susanneburmester.de

P.S.: Die Inselexperten danken dem Künstler Mike Strauch für die freundliche Genehmigung, das Bild O.T. von 2014 (Öl auf Leinwand 140 x 200 cm) hier im Blog zeigen zu dürfen. Nándor Angstenberger ist mit seinem Khom zu sehen und präsentiert in unserer Fotoserie auch den Moa. Walter G. Goes wurde mit seinen Porträts von Georg Trakl und Else Lasker-Schüler fotografiert, Egon Arnold mit einem Teil des Narrenzuges und Frank Otto Sperlich mit Jimi Hendrix.

 


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