Mehr als eine Wende-Freundschaft: Mit einer Flaschenpost fing alles an. . .


Berichte von Einheimischen.

Den Titel „20 Jahre Deutsche Einheit, 20 Jahre Elbe-Ostsee-Pokal“ trägt eine Chronik, die der Dransker Dieter Stübe vor vier Jahren liebevoll gestaltet hat und die immer wieder die Runde macht, wenn sich ehemalige Hobbyfußballer aus Dranske und Hamburg treffen, denn sie verbindet eine enge Freundschaft. Erst vor wenigen Tagen waren die Rüganer wieder einmal zu Gast bei ihren Verbündeten in der Hansestadt an der Elbe. Fußball spielen sie nicht mehr, dafür dreht sich nunmehr alles um Kultur, um Erinnerungen und geselliges Beisammensein. „Wir haben uns mit den Freunden in Hamburg getroffen, in ihrem Vereinsheim gefeiert, eine große Hafenrundfahrt gemacht, Sankt Pauli und das größte Marinemuseum der Welt besucht, die überwältigende Sammlung von Peter Tamm“, erzählt Dieter Stübe. Dranske habe auch ein Heimat- und marinehistorisches Museum. Das sei viel kleiner, aber auch sehenswert. Die Freundschaft mit den Hamburger Fußballern besteht nun schon 24 Jahre. 2015 wird Jubiläum gefeiert, doch der Kontakt wird schon weitaus länger gehalten.

Ab ins Wasser damit. . .
„Im Sommer 1973 haben Ruth und Jürgen Siebahn aus Hamburg bei einem Segeltörn in der Lübecker Bucht eine Flaschenpost auf die Reise geschickt. Sie hinterließen Grüße und ihre Adresse – und ab ins Wasser damit“, so Dieter Stübe. Wenig später fand der Dransker Bernd Holldorf diese Flasche am Strand unterhalb der Kreptitzer Heide. Bernd war damals 13 Jahre alt und nahm zusammen mit seinen Eltern Kontakt zu den Absendern auf. Der Beginn einer jahrelangen Ost-West-Brieffreundschaft. „1982 machten die Siebahns bei einem Segeltörn nach Schweden Zwischenstopp in Sassnitz“, erinnert sich Bernd Holldorf. „Natürlich nutzten wir die Gelegenheit, um unsere Freunde auch einmal persönlich kennen zu lernen.“ Sechs Jahre später durfte er seine Mutter zu einem Familiengeburtstag in den Westen begleiten. „Selbstverständlich machten wir auch bei unseren Freunden in Hamburg Station. Zu erzählen hatten wir immer etwas, denn Jürgen und ich sind begeisterte Fußballer.“

So lag es nahe, dass ihre Mannschaften nach dem Mauerfall aufeinander trafen. „1991 reisten die Hamburger zum ersten Mal nach Dranske“, erzählt Dieter Stübe. Im „Bullenkloster“, dem ehemaligen Ledigenwohnheim auf dem Bug, fand die erste gemeinsame Party statt, auf einem Gelände, das bis zur Wende streng abgeschirmtes NVA-Sperrgebiet und für Bundesbürger absolut tabu war.

Auf der Reeperbahn nachts um halb eins. . .
  Immer im Wechsel besuchten sich schließlich die Teams und veranstalteten über Jahre hinweg ihre Freundschaftsspiele, in denen es nur Sieger gab, denn sowohl der Gewinner als auch der Zweitplatzierte bekam einem Wanderpokal. „Je älter wir Spieler wurden, umso häufiger holten wir den Nachwuchs mit in die Mannschaften. Dadurch wurde der Freundeskreis auch immer größer“, erzählt Bernd Holldorf. Irgendwann konnten aber die „alten Hasen“ nicht mehr so mithalten. 2006 dann das letzte Spiel und das Versprechen, weiter zu machen und sich mehr auf kulturelle Veranstaltungen zu konzentrieren.

Prora, eine Inseltour zum Kap und zu den Kreidefelsen und das Ozeaneum in Stralsund standen hier auf dem Programm und dort eben Musicals, Hafenrundfahrten und Museen. Auch ein Ausflug nach Helgoland und – rein informativ selbstverständlich – ein Rundgang auf der Reeperbahn.

„Ost und West, das ist für uns schon lange kein Thema mehr. Wichtig ist, dass wir einander verstehen“, sagt Bernd Holldorf.

 

 

P. S.: Die Inselexperten danken Dieter Stübe für die aktuellen Bilder aus Hamburg.

 


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