Ich pass hier nirgendwo so richtig rein. Steh meistens am Rand oder draußen. Sollte das mein Schicksal sein, dann seh ich ihm lachend entgegen“, singt Friedemann Hinz auf seiner CD „Uhr vs. Zeit“, die im Frühjahr 2014 erschienen ist. Friedemann ist 39 Jahre alt, gebürtiger Rüganer, Gründer von COR, einer international gefeierten Hardcore-Punk- und inzwischen auch Kultband. Tattoos sind sein Markenzeichen, sein Körper – ein wohl nie fertig werdendes Gesamtkunstwerk. „Attitüde zählt“, steht in großen Lettern über seiner linken Schläfe. „Meine Frau ist eine Spitzentätowiererin“, sagt er. „Wir leben davon.“
Der gelernte Maurer kümmert sich um Haus und Hof, um den Acker und die Tiere. Und um die Musik. „Snack platt orrer stirb“ hieß eine CD, die er mit COR zum zehnjährigen Band-Jubiläum vor zwei Jahren aufgenommen hat.
Friedemann Hinz wurde in Bergen geboren, ist einer von drei Söhnen der angesehenen Kürschnerfamilie Hinz. Aufgewachsen in einem christlichen und dem DDR-System nicht angepassten Elternhaus, erzogen als Freidenker. „Meine Eltern haben immer akzeptiert, was ich mache.“ Natürlich wurde er von der Mutter gefragt, ob dieses Anderssein auch richtig sei.
Mit seiner „kleinen Bande“, mit seiner Frau Susan und der lütten, rothaarigen Lenore (3) wohnt er in einem verträumten Dorf am Kleinen Jasmunder Bodden, nur einige hundert Meter von der Urlaubermagistrale entfernt, die zum größten Ostseebad der Insel führt. Während Lenore auf dem von ihm gezimmerten Holzpferd reitet, pflückt er eine reife, süße Weintraube vom Rebstock. Bis zum Kirchturm von Bergen schweift Friedemanns Blick über die hügeligen Felder. Doch seine Gedanken gehen viel weiter. Gedanken über Alleebäume, die der Säge und dem Straßenbau zum Opfer fallen, über Landwirte, die Monokultur betreiben und Felder überdüngen, um nachwachsende Energieträger zu produzieren, über die Flüchtlinge aus Afrika, die auf der Suche nach einem neuen Leben im Mittelmeer den Tod finden. . .
All das verarbeitet er auch in seinen Liedern. Gern hätte er den Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass bei der Lesung in Altenkirchen erlebt. „Ich schätze ihn sehr, weil er kein Blatt vor den Mund nimmt.“
Friedemann glaubt nicht an Wunder. „Aber ich glaube, dass es mehr gibt, als der Mensch sieht und zu verstehen vermag.“ Und er ist der Meinung:
Was hat er anfangs noch mal gesungen? „Ich pass hier nirgendwo so richtig rein?“ Wenn es um Schubladen geht, mag es vielleicht stimmen. Im Leben hat er seinen Platz längst gefunden. Und auf Rügen sowieso.
Im November startet Friedemann Hinz übrigens mit Conny Ochs und Kristian Harting zu einer Europatournee, die sie unter anderem in die Schweiz, nach Österreich, Dänemark und die Tschechische Republik führt. „Friedemann Solo“ ist live am 19. September in Greifswald, am 20. 9. in Berlin, am 10. 10. in Lübeck und am 11. 10. in Güstrow zu erleben.
Fotos: Holger Vonberg, Christian Thiele
http://www.friedemann-ruegen.de/musik/
Musikvideo „Nichts können, alles machen“
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